Der Wohlfühlgarten : Mensch und Natur im Einklang

Nachrichten Vom 07.10.2021

Der Wohlfühlgarten : Mensch und Natur im Einklang

Einblick in den "Wohlfühlgarten" der Stiftung LORENZERHOF - Haus ELISABETH

Der Wohlfühlgarten wurde von Herrn Hans Bauer im Jahre 2017 geplant und angelegt. Er befindet sich südseitig des damals neu erbauten Hauses ELISABETH.

Der Grundgedanke dieses Gartens ist, dass sich die Heimbewohner - und insbesondere die Bewohner mit Demenzerkrankung - im Außenbereich frei und sicher fühlen und ihnen damit ein Stück Eigenständigkeit ermöglicht werden kann. Winterharte, immergrüne Pflanzen (Sternjasmin) sorgen für den nötigen Sichtschutz. Durch den Garten führen Wege, die mit einem weichen Belag versehen sind, Handläufe bieten die notwendige Sicherheit.

 

Aus der Vogelperspektive lassen die Gehwege einen menschlichen Körper erkennen.

Im ersten Drittel steht eine mit Hainbuchen bepflanzte, fast geschlossene Kuppel. In deren Innenraum wird so mancher Geburtstag gefeiert und so manches Lied aus früheren Tagen gesungen.

Links und rechts befindet sich ein Gehweg, der die zwei Arme des Körpers andeutet, die den Kopf umschließen.

 

Das zweite Drittel der Anlage symbolisiert den Oberkörper. In diesem Feld steht ein Ginko-Baum, der gleichzeitig das Herzstück des Gartens ist. Wenn man bedenkt, dass ein solcher Baum im Jahre 1945 die Nuklearkatastrophe in Hiroshima mit nur einigen Brandschäden überstanden hat, kann man verstehen, wieso diese Pflanze symbolisch für Hoffnung und langes Leben steht.

Im Mittelbereich des Feldes wachsen Kräuter, die auf die obere Hälfte des Körpers wirken, wie z.B. Thymian, Salbei, Ringelblume, mauretanische Malve, Spitzwegerich, Schafgarbe, Minze usw.

Weiters  befinden sich in diesem Feld 6 Birnenbäume, einer für jeden Monat des ersten Halbjahres. Das Birnenpflücken im Herbst ist eine sehr beliebte Beschäftigung der Heimbewohner; auch wenn nicht immer alle Birnen bis zur vollständigen Reife hängen bleiben. Die Verlockung zu „klauben“ ist einfach zu groß. Damit sich auch die Bienen wohlfühlen, blühen u. a. afrikanischer

Basilikum und Kapuzinerkresse bis in den späten Herbst. Am Rand des Beetes wachsen Walderdbeeren.

 

Das letzte Drittel des Grundstückes sollte den Unterkörper darstellen. Hier gedeihen dazu Kräuter wie Kamille, Goldrute, Ackerschachtelhalm, Minze, Frauenmantel. Sr. Christine füllt so manchen Nachmittag der Heimbewohner mit „Kräuter zupfen“, die dann im Winter als wohltuender Tee verabreicht werden. Zucht-Heidelbeeren haben auch einen Platz erhalten und in diesem Bereich befinden sich die anderen 6 Birnenbäume, die für die 6 Monate im zweiten Halbjahr stehen. Die Küche wird mit Winterheckenzwiebel, Schnittlauch, Sellerie, Zwiebel, Knoblauch, Maggikraut, Petersilie und Rhabarber „beliefert“.

Die Wege, die um diese zwei Felder führen und in der Mitte durch einen Querweg getrennt sind, kann man sich als „liegende Acht“ 8 vorstellen.

 

Im östlichen Teil des Grundstückes wurde eine halbrunde Kuppel errichtet, die außen mit Reben bepflanzt ist. Die Blätter der weißen und roten Trauben spenden im Sommer erholsamen Schatten. Besonderheit unter den Weinstöcken ist eine leicht schwingende Holzbank. Leicht schwingend deshalb, weil sie sich leicht bewegt, wenn ein Mensch auf der Bank sitzt und sich eine andere Person dazusetzt. Auch nicht sehende Heimbewohner spüren somit, dass jemand in der Nähe ist.

 

Die Bepflanzung ist sehr vielfältig. Südlich der gesamten Hausmauer des Gebäudes befindet sich der mediterrane Bereich mit Lavendel, Currykraut, stehendem und liegendem Rosmarin,

Oliven- und Granatapfelbäumen. Die ersten Blüten der gesamten Anlage erscheinen bereits im Februar.  Die etwas unscheinbare, pastellgelbe ‚Winterblüte‘ erfreut den aufmerksamen Betrachter und betört ihn mit ihrem unverkennbaren Duft. Nach dem Farbenspiel von Tulpen, Narzissen und Günsel, erfreuen Azaleen und Kamelien das menschliche Auge. Gefolgt von japanischem und amerikanischem Blumenhartriegel, dessen Anblick imposant ist. Nicht minder spektakulär ist die Färbung dieser Bäume im Herbst. Im September zeigen Herbst-Kamelien ihre entzückenden rosaroten Blüten.

Eine absolute Rarität ist der Styraxbaum, auch Maiglöckchen-Baum genannt. Weiße, glockenförmige, duftende Blüten hängen zu Hauf an seinen Ästen. (Wirklich herzallerliebst).

 

 

Seit vier Jahren wird dieser Garten von der Mitarbeiterin Erika gehegt und gepflegt und mit genau so viel Liebe hat sie auch diesen Artikel verfasst.

Wollen wir hoffen, dass dieses kleine Paradies, allen Heimbewohnern, Mitarbeitern und Besuchern noch lange in seiner Pracht erhalten bleibt.

 

Gedanken zum Schluss:

 

Am leuchtenden Sommermorgen geh‘ ich im Garten herum.

Es flüstern und sprechen die Blumen

ich aber, ich wandle stumm.

 

Heinrich Heine