Ein Leitbild aus der Perspektive institutioneller Vertreter

Stimmen zu Selbstbestimmt Leben im Alter

Ein Leitbild aus der Perspektive institutioneller Vertreter

"Selbstbestimmt Leben im Alter" ist nicht nur ein Schlagwort und in der Gesellschaft je nach Zeitwandel mehr oder minder in Mode, sondern in unserem Fall die Vision eines modernen Dienstleistungsbetriebes im Bereich der Seniorenbetreuung. Aus diesem Grund haben wir beim Präsidenten des Verwaltungsrats Alexander Janser und Martin Telser, der für die Implementierung des Leitbildes zeichnet, nachgefragt wie sie dazu stehen:

Präsident überzeugt vom Selbstbestimmten Leben

Alexander Janser, der Präsident des Alten- und Pflegeheims Latsch, ist in seiner Freizeit häufig als Ehrenamtlicher tätig. In der Bürgerkapelle Latsch spielt er seit vielen Jahren Trompete – er weiß gar nicht mehr genau, wann er angefangen hat. Im Gespräch erzählte er, dass er mit der Bürgerkapelle bei besonderen Anlässen oft im Altenheim gespielt hat und dass er gerne dorthin gegangen ist. Janser, seit 2013 im Amt, ist überzeugt, dass die Direktorin mit dem “Selbstbestimmten Leben” den richtigen Weg eingeschlagen hat. Zumal man sich deutlich im vorgegebenen Budget bewegt. Die Kostenfrage spielt gerade im Sozialbereich eine wichtige Rolle. Eine Vielzahl von Herausforderungen kommen auf die Gesellschaft zu: Die Menschen werden älter. Demenzkranke und Langzeitpflegefälle steigen an. Auf die Frage, wie man in Zukunft auf die steigenden Kosten im Sozialbereich reagieren soll, antwortet er konsequenterweise: „Wenn es den Menschen gut tut, sind die anfallenden Kosten gerechtfertigt.“

  Interview mit Martin Telser zu „Selbstbestimmt Leben im Alter“

Martin Telser ist der Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit. Bis 2017 leitet er die Geschickte des größten Sozialverbandes in Südtirol. Zuvor hat der die Sozialgenossenschaft Independet L. geleitet, deren Mitbegründer er war und sitzt nun auch der Arbeitsgemeinschaft für Behinderte vor. Telser, der seit einem Autounfall vor 25 Jahren im Rollstuhl sitzt, hat in Südtirol zahlreiche Neuerungen im Umgang mit behinderten Menschen auf den Weg gebracht, so z.B. bei der Schaffung des Behindertengesetzes. Das Prinzip des „selbstbestimmten Lebens“ kennt er aus diesem Bereich und hat die Führungsspitze des Altenheimes Latsch in der Entwicklung und Umsetzung unterstützt.  

Wie ist die Idee entstanden, im Seniorenwohnheim Latsch „Selbstbestimmtes Leben“ umzusetzen?

Martin Telser: Die treibende Kraft hinter der Idee war die Direktorin des Altenheimes, Iris Cagalli. In zahlreichen Gesprächen haben wir gemeinsam versucht das Konzept des „Selbstbestimmten Lebens“, das wir in Südtirol in erster Linie aus der Behindertenbetreuung kennen, auch für ein Altersheim – im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten – umzusetzen.  Die Frage der Fremd- oder Selbstbestimmung spielt in der Altenbetreuung und in der Pflege eine zentrale Rolle.

Wie ist die Umsetzung des Projektes gelungen?

Martin Telser: In meinen Augen ist die Umsetzung gut gelungen. Wir haben leider keine Vergleichswerte, da das Seniorenheim Latsch das einzige in ganz Südtirol ist, das das „Selbstbestimmte Leben“ aus Leitlinie hat. Auch die anderen Häuser stellen dem  Menschen in den Mittelpunkt, aber sicher nicht auf der Grundlage dieses Prinzips. Die Umsetzung wurde sehr professionell gemacht mit entsprechenden Leitlinien bis hin zur Teamschulung und Einzelgesprächen.

Was waren für Sie die größten Schwierigkeiten in der Verwirklichung?

M.T.: Wenn man eine Philosophie oder einen Gedanken entsprechend umsetzten möchte, muss man zuerst die Menschen davon überzeugen. Da ist es eine Frage, wie weit man die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dieser Reise mitnehmen kann und schult.

Und was war der größte Erfolg?

M.T.: In meinen Augen ist der größte Erfolg, dass man verstanden hat, dass Altenheim nichts anderes ist als ein weiterer Schritt in einem Leben. Man muss versuchen die Person so weit als möglich selbstständig noch Entscheidungen treffen zu lassen. Man muss aus dem strukturellen Denken herauskommen. Nicht unbedingt die Vorgaben des Altenheimes sind das Wichtigste, sondern effektiv die Bedürfnisse der Heimbewohner.

Danke für das Gespräch!

Interviews:       Marion Thöni

Bildnachweis:    Alten- und Pflegeheim Latsch

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